Fortuna Düsseldorf im Pokal-Halbfinale: Griechische Hoffnung

Große Chancen, das DFB-Pokalfinale zu erreichen, werden Düsseldorf nicht eingeräumt. Leverkusen scheint dann doch eine Nummer zu groß zu sein.

Düsseldorfs Stürmer Christos Tzolis macht am Spielfendrand ein Selfie mit Fans

Geteilte Freude: Fortunas Christos Tzolis feiert mit den Fans den Einzug ins Halbfinale Foto: Moritz Müller/imago

DÜSSELDORF taz | Für Fortuna Düsseldorf könnte die Ausgangslage kaum aussichtsloser sein. Im Halbfinale des DFB-Pokals muss der Zweitligist am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) bei der Übermannschaft des Jahres antreten, bei Bayer 04 Leverkusen, das mit Trainer Xabi Alonso in dieser Saison ungeschlagen ist – in drei Wettbewerben.

Düsseldorfs Coach Daniel Thioune hisst vorab trotzdem nicht die weiße Flagge, lieber scherzt er: „Ich kann leider keinen meiner Kollegen fragen, weil noch niemand gegen Leverkusen gewonnen hat. Deshalb muss ich mir selbst etwas einfallen lassen.“ Letzteres meint er durchaus ernst, man könnte auch sagen: Sie haben keine Chance, aber die wollen sie nutzen. Denn Thioune und seine Profis haben sich in den vergangenen Wochen eine gute Portion Selbstbewusstsein erspielt.

Vier der letzten fünf Zweitliga­partien gewannen die Düsseldorfer, fuhren 13 von 15 möglichen Punkten ein und verdrängten den Hamburger SV vom dritten Tabellenplatz. In Kaiserslautern siegten die Fortunen zuletzt mit 3:1 – und zwar nach einem 0:1-Rückstand. Zwei der Düsseldorfer Tore schoss der 22-jährige Grieche Christos Tzolis, der ganze Stolz der Fortuna. Mit 17 Treffern ist er gemeinsam mit dem Berliner Haris Tabakovic bester Torschütze der Zweiten Liga. Tzolis, den die Düsseldorfer im Sommer von Norwich City aus der zweiten englischen Liga ausgeliehen haben, ist ein Spieler, den sie in Düsseldorf nicht mehr missen möchten – und dem sie zutrauen, dass er auch gegen Leverkusen überraschen könnte.

Der 1,79 m große Linksaußen aus Thessaloniki, Typ Straßenfußballer, wurde in Griechenland schon in seiner Teenagerzeit bei Paok als Wunderknabe gefeiert, einmal gar als griechischer Neymar. Auch einen Vergleich mit Arjen Robben gab es schon, einen Robben auf dem linken, nicht dem rechten Flügel. Bald schlug sich Tzolis allerdings mit Verletzungen herum, hatte ein paar schwierige Jahre – und blüht nun in Düsseldorf auf, da er sich, wie er schon oft betont hat, sehr wohl fühlt in dem Verein. „Es geht um das Vertrauen des Trainers und des Klubs, das ich hier spüre. Das hatte ich in den letzten beiden Jahren nicht.“

Wohlfühlort Düsseldorf

Er meint damit Norwich und Twente Enschede, wohin ihn der englische Erstligist vorher verliehen hatte. Warum sollte Tzolis nicht auch gegen das übermächtige Leverkusen treffen? „Es ist ein großes Spiel, auf das sich jeder freut. Wir wollen den Tag genießen, unseren Fußball spielen und uns nicht vor Leverkusen verstecken“, sagt er.

Ob Tzolis auch über die Saison hinaus in Düsseldorf bleiben wird, steht wegen der Finanzen in den Sternen. Etwa fünf Millionen Euro müsste die Fortuna für ihn als Ablösesumme an Norwich zahlen – was ihr im Falle des Aufstiegs sicher leichter fallen würde. Fans der Fortuna haben bereits ein Crowdfunding gestartet, um Geld für Tzolis Verbleib zu sammeln. Ungefähr 20.000 Euro waren am Dienstag zusammengekommen.

Was Tzolis für den Düsseldorfer Sturm ist, das ist zurzeit der 21-jährige Innenverteidiger Jamil Siebert für die Abwehr. Der Defensivmann, der aus dem Düsseldorfer Nachwuchs stammt, räumt auf und verhindert Tore. Der Wert des U-21-Nationalspielers wurde besonders sichtbar, als er Anfang des Jahres wegen einer Verletzung sieben Spiele verpasste – und die Fortuna ohne ihn nur einen Punkt einfuhr. Ob er aber auch gegen Leverkusen so effektiv durchgreifen kann? Niemand weiß es.

Thioune hat sich laut Rheinischer Post mit seinem Mentaltrainer besprochen und malt wortreiche Bilder zur Motivation: Im Halbfinale zu stehen sehe zwar wunderbar aus, sagt der 49-jährige Coach: „Aber wir haben noch nichts erreicht. Das Geschenk liegt vor uns, und ich will es am Ende des Tages auch auspacken.“ Im DFB-Pokal-Endspiel stand die Fortuna zuletzt anno 1980 und gewann den Cup im Duell mit dem 1.FC Köln. Auch im Jahr zuvor war Düsseldorf Pokalsieger – im Finale gegen Hertha BSC. Der heutige Fortuna-Manager Klaus Allofs war in beiden Spielen für Düsseldorf dabei.

Aus Leverkusen sind derweil gönnerhafte Töne zu hören, allerdings bezogen auf die Liga, nicht den Cup. „Düsseldorf steigt auf. Das habe ich schon vor der Saison gesagt“, wird Bayer-Sportdirektor Simon Rolfes in der Bild zitiert. „Auch wenn die Fortuna in die Relegation gehen müsste, glaube ich, dass sie es in die Bundesliga schaffen.“ Rolfes’ Worte ändern nichts daran, dass die Fortuna beides will, den Aufstieg und den Pokal. Thioune sagt: „Der Traum lebt. Wir wollen ins Finale nach Berlin.“

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