Lecker anders essen?: Chips aus Grillenmehl

Weltweit ernähren sich bereits zwei Milliarden Menschen entomophag. Doch eignen sich Insekten tatsächlich als alternative Nahrungsressource?

Entofood: Nachhaltig und schmackhaft? Bild: dpa

Der momentane Trend zum Veganismus ist nicht denkbar ohne Soja. Die Bohnen liefern pflanzliches Eiweiß inzwischen in Massen, billig und zu allen erdenklichen Produkten verarbeitet – vom Joghurt bis zum Schnitzel. Soja ist so wichtig, dass es vonseiten der Veganer selten infrage gestellt wird. Und das, obwohl Soja seinen Aufstieg der Massentierhaltung verdankt. Obwohl für den Anbau Regenwälder weichen müssen. Und obwohl Soja die Laborratte der grünen Gentechnik ist.

Wer kann wirklich sicher sein, dass Monsanto selbst in der Bio-Soja-Wiener nicht doch ein Erbe hinterlassen hat? So richtig schön ist das nicht. Am besten wäre es, man könnte einfach irgendwo bei null anfangen und von Anfang an alles richtig machen mit einem Lebensmittel. Es gibt da tatsächlich etwas: Insekten.

Eine Nahrungsressource, die bisher so gar nicht auf dem menschlichen Speiseplan stand. Naja, nicht ganz. Laut der Welternährungsorganisation (FAO) ernähren sich bereits heute zwei Milliarden Menschen teilweise entomophag, vor allem in Asien und Afrika. So nennt man es, wenn man sich Maden oder Heuschrecken zu Munde führt. Insgesamt sind fast zweitausend Insektenarten essbar. Was für eine Vielfalt!

Nahrung aus Insekten ist nachhaltig

Es spricht einiges für Tausendfüßler und Schaben. Sie sind wahre Proteinbomben. Sie verarbeiten weniger pflanzliche Nahrung als Schwein, Rind oder Huhn, um den gleichen Anteil von Proteinen zu bilden. Sie stoßen weniger Klimagase aus. Massentierhaltung ist hier artgerecht. Und sogar vielen Veganern gingen die Argumente aus; Anzeichen von Leid sind bei so niedrig entwickelten Lebewesen nicht zu entdecken.

Bisher hatte der Mensch auch keine Skrupel, übelste Massenvernichtungswaffen für solche Spezies zu entwickeln. Kurz: Nahrung aus Insekten ist nachhaltig, umwelt- und klimaschonend. Wenn da nicht der Geschmack wäre. Und die Abscheu. Aber die Argumente sind so bestechend, es gibt keinen Ausweg: Man muss das probieren. Wie immer hilft es, den Ekel zu dosieren.

Das haben auch schon die Macher von sogenanntem Entofood verstanden. Statt frittierter Grille bieten sie Chips aus Grillenmehl an. Sie sollen ein nussiges Aroma haben. Warum also nicht eine gebackene Made mit einem Stück Tofu verstecken? Der Sojakäse ist ja ohnehin recht geschmacksfrei. Ich werde es versuchen.

JÖRN KABISCH, kulinarischer Korrespondent von zeozwei.

Der Artikel ist erschienen in zeozwei 2/16. Gerne können Sie den Artikel auf unserer Facebook-Seite diskutieren.