Klimaveränderungen in der Arktis: Besonders heißer Sommer 2025?

Grönlands schmelzendes Eis bringt Europa wärmere und trockenere Sommer. Laut einer Studie lässt sich so sogar das Wetter im Jahr 2025 vorhersagen.

Verbrannte Zirbelkiefern in Andalusien nach einem Waldbrand

Verbrannte Zirbelkiefern in Andalusien nach einem Waldbrand Foto: imagebroker/imago

Die Sommer in Europa werden heißer und trockener. Das hängt auch mit der Schmelze des Grönlandeises zusammen, sind sich For­sche­r:in­nen einig. Die zehn extremsten Sommer der letzten 40 Jahre folgten alle auf die Freisetzung besonders großer Mengen Süßwasser aus dem grönländischen Eisschild. Jüngste Beispiele sind die Hitzesommer 2018 und 2022. Damals brannten in Süd- und Osteuropa die Wälder, aber auch in Deutschland, Tschechien und Großbritannien loderten die Flammen.

Die Wirkungskette vom Grönlandeis zu extremen Sommern in Nord- und Südeuropa wird seit vielen Jahren erforscht. Laut einer Ende Februar in der Fachzeitschrift Weather and Climate Dynamics veröffentlichten Studie ist es nun möglich, diese Daten für die Vorhersage des europäischen Sommerwetters zu nutzen.

Die Studie

Das Forschungsteam untersuchte den Zusammenhang mithilfe von statistischen Analysen und Schätzungen, basierend auf den Gesetzen der Physik. Das arktische Schmelzwasser beeinflusst die Stärke und Position des sogenannten Jetstreams über Europa. Dieses Starkwindfeld bestimmt hier maßgeblich das Wetter.

Im Detail funktioniert das so: Durch die steigenden Temperaturen in Grönland gelangt mehr Gletscherschmelzwasser in den Atlantik. Dieses Schmelzwasser ist leichter als Meerwasser und setzt sich als Schicht auf dem Ozean ab.

Da sich das Süßwasser kaum mit dem darunter liegenden wärmeren und salzhaltigeren Wasser vermischen kann, kühlt die Meeresoberfläche im Winter stärker ab als gewöhnlich. Dies führt zu einem stärkeren Temperaturunterschied zwischen diesem kalten Wasser und dem wärmeren Wasser weiter südlich.

Das wiederum treibt die Winde an, die das warme, nach Norden strömende Wasser – den sogenannten Nordatlantikstrom – in diesem Fall weiter als üblich nach Norden treiben. Diese neuen Zirkulationsverhältnisse bringen tendenziell wärmeres und trockeneres Wetter nach Europa. So war es auch 2018: Damals bewegte sich der Jetstream wochenlang um Mitteleuropa herum und hielt so kühlende und regenreiche Tiefdruckgebiete von der Region fern.

Was bringt’s?

Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass das europäische Sommerwetter nun besser vorhersagbar ist – und wagt sogar eine Prognose: „Aufgrund der identifizierten Ereigniskette gehen wir davon aus, dass die Bedingungen zwischen Ozean und Atmosphäre in diesem Jahr günstig sind für einen ungewöhnlich warmen und trockenen Sommer in Südeuropa“, sagt Hauptautorin Marilena Oltmanns. Dies könne ab Sommer 2025 auch Nordeuropa betreffen.

Fei Luo vom Centre for Climate Research Singapore hält die Studie für überzeugend, mahnt aber zur Vorsicht bei Prognosen. Gegenüber dem Wissenschaftsmagazin New Scientist sagte sie, dass es eine Größe gebe, die besser geeignet sei, das Sommerwetter ­vorauszusagen: das Wetter des vergangenen Winters.

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