Champions-League-Playoffs: Gladbach will golden glänzen

Borussia Mönchengladbach geht am Mittwoch als Favorit ins Rückspiel der Champions-League-Playoffs gegen Bern. Der Klub hat sich klug verstärkt.

Mehrere Fußballspieler machen Dehnungsübungen

Dehnungsübung: Gladbach will nach den Millionen in der Champions League greifen Foto: dpa

Im Borussia-Park in Mönchengladbach sind gewissenhafte Burschen am Werk, deshalb haben sie dort in den letzten Tagen immer wieder an den August 2012 erinnert. Der Ausblick, unter Europas Großen in der Champions League mitzumischen, war damals noch neu für die Fohlen-Fußballer. Und es blieb fürs Erste auch bei der Theorie – weil gegen Dynamo Kiew nach dem 1:3 im ersten Duell das 2:1 im Rückspiel nicht reichte. Die Playoffs vor vier Jahren hätten allerdings ohne Weiteres auch positiv für den Klub enden können, die entscheidende Partie in der Ukraine stand bei einer Gladbacher 2:0-Führung am Ende auf des Messers Schneide.

Nun sind die Borussen diejenigen, die gegen den Schweizer Vizemeister Young Boys Bern am Mittwochabend ein komfortables 3:1 aus dem Hinspiel mit ins eigene Stadion nehmen. „Wir haben es in Kiew ja selber erlebt. Es ist noch alles möglich – denn es gibt immer wieder verrückte Ergebnisse“, warnt daher Tony Jantschke, der einzig verbliebene Startelf-Kicker der Gladbacher vom gescheiterten Anlauf auf die Königklasse 2012.

Der gebürtige Sachse ist seit einem Jahrzehnt bei den Borussen, hat von der Jugend über die zweite Mannschaft bis zum Sprung in den Profikader im Januar 2009 viele Höhen und Tiefen des Klubs hautnah miterlebt. Die bislang letzte Talsohle – der miserable Start in die Vorsaison mit fünf Niederlagen, in deren Anschluss Trainer Lucien Favre das Weite suchte – war kurz, aber intensiv. Und ist noch nicht vergessen. „Wir haben nach einer derart turbulenten Saison noch den vierten Platz geschafft – und das müssen wir jetzt vollenden“, fordert Angreifer Lars Stindl den finalen Schritt in die kontinentale Meisterklasse.

Der zuständige Sportchef sieht die Sache genauso, hat aber eine noch schönere Beschreibung für die Lage gefunden. „Wir wollen vergolden, was wir uns erarbeitet haben“, betont Max Eberl. Der Wert der angestrebten Goldmedaille in dieser frühen Phase der Saison ist bekannt: Mit Erreichen der Gruppenphase der Champions League sind Einnahmen in Höhe von 30 Millionen Euro garantiert. Und Vorausdenker Eberl weiß auch schon, auf welches Feld er diesen Geldregen umleiten würde.

Es hängt am Geld

Denn ganz oben auf der To-do-Liste des 42-Jährigen steht die Personalie Andreas Christensen. Der 20-jährige Däne überzeugt seit einem Jahr in Borussias Innenverteidigung, bis dato allerdings im Status eines Leihspielers vom FC Chelsea. Das will Gladbachs Sportdirektor unbedingt ändern, etwa 20 Millionen Euro müssten für Christensens Verpflichtung vom Rheinland an die Themse fließen. „Jetzt hängt es am Geld. Wenn wir die Champions League schaffen, haben wir wieder mehr Möglichkeiten“, weiß Eberl. Der Mann, der den Abgang von Kapitän Granit Xhaka (Arsenal) mit den Transfers von Tobias Strobl und Rückkehrer Christoph Kramer aufzufangen gedenkt.

Hinzu kommt die zwölf Millionen Euro schwere Verpflichtung von Abwehrmann Jannik Vestergaard. Der frühere Bremer tummelte sich beim Hinspielerfolg in Bern auf Borussias Reservebank, neben anderen Top-Spielern wie Mahmoud Dahoud, Patrick Herrmann, André Hahn, Fabian Johnson und Jonas Hofmann. „Wir haben keine Stamm-Elf mehr, sondern eine Stamm-18“, kommentiert Max Eberl die eigene Arbeit zufrieden – zumal er vor acht Tagen beim ersten Kräftemessen mit den Young Boys einen klaren Fortschritt ausgemacht hat.

Sportchef Max Eberl

„Wir haben keine Stamm-Elf mehr, sondern eine Stamm-18“

Auf fremdem Terrain tat sich die Mannschaft von André Schubert in der zurückliegenden Spielzeit meist schwer. „Dort haben wir es sehr gut gemacht – mit einer Mentalität, die wir in der vergangenen Saison auswärts nicht immer an den Tag gelegt haben“, rekapituliert der Sportdirektor. Wichtiger Kniff von Übungsleiter Schubert vor acht Tagen: Mit Installation der neuen Doppel-Sechs mit Kramer (1,91 Meter) und Strobl (1,88 Meter) wurden die Schweizer, die bevorzugt mit langen Bällen agierten, rasch um ihre anfängliche Euphorie gebracht. Auch der Trainer warnte bei der gestrigen Pressekonferenz: „Bei jeder Sensation im Europapokal oder im DFB-Pokal hätte es vorher niemand für möglich gehalten.“ Jeder aber wolle die Champions League-Hymne in diesem Jahr noch öfter hören.

Überheblichkeit dürfte den erneuten Sprung in die Millionengrube Champions League jedenfalls nicht verhindern. Dafür steht nicht zuletzt Regisseur Raffael, der in die aktuellen Gladbacher Warngesänge einstimmt, wenn er sagt: „Wir haben es noch nicht geschafft. Wir müssen noch ein weiteres gutes Spiel gegen Bern machen, um das große Ziel zu erreichen.“

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